In meinem Leserbrief, der am 21.03.2015 in Ihrer Zeitung erschienen ist, habe ich gesagt: „Wenn wir so weiter wirtschaffen dauert es vielleicht nicht mehr lange, dann haben wir die gleichen Verhältnisse wie im Nahen Osten oder in Afrika“.

Am Mittwoch, den 18. März war diese Aussage schon überholt, denn an diesem Tag brannten in der Innenstadt von Frankfurt Autoreifen, Fensterscheiben wurden eingeschlagen, Tram-Haltestellen verwüstet, durch die Straßen um den neun EZB (Europäische Zentralbank) zog beißender Rauch. Passanten sagten aus, „die Stadt befand sich in einem kriegsähnlichen Zustand“. Ergebnis: Zahlreiche Verletzungen von Passanten, Anwohnern und von ca. 100 Polizisten, genau 100 zu viel. Nach Kopenhagen und Paris hat die Terrorwelle nun auch Deutschland erreicht. Unser Innenminister reagierte sofort. Er will eine Antiterror-Einheit aufbauen. Nach meiner Meinung aber eine völlig falsche Reaktion. Ursache dieser Krawalle ist letztlich die Unzufriedenheit der Bürger mit unserer Politik. Sie duldet ja fördert geradezu, dass die Reichen reicher werden und gleichzeitig die Armut zunimmt.

Konkret: Die meisten Bürger können es einfach nicht mehr verstehen, dass unsere Wirtschaft seit 2- 3 Jahren zunehmend boomt, der Gewinn aber beim „kleinen“ und oft armen Mann nicht ankommt. Die zahlreichen Streiks in den letzten Monaten z. B. bei der Lufthansa, der Bundesbahn, der Angestellten im öffentlichen Dienst sind ebenfalls ein Ausdruck dieser berechtigten Unzufriedenheit. Sie brauchten alle nicht zu sein, wenn die Arbeitgeber zu einem gerechteren Lohn bereit wären. Es ist im Wesentlichen der Verdienst eben unserer Arbeiter und Angestellten, dass die Wirtschaft so gut läuft. An Stelle strengerer Gesetze und des Aufbaus einer Antiterror-Einheit könnte man z. B. dieses Geld in eine bessere Bezahlung der Angestellten stecken.

Die wichtigste Forderung an die Politiker lautet daher: Setzen Sie sich mehr für ein gerechtere Verteilung der Güter ein, dann haben wir zufriedenere Bürger, brauchen weniger Gesetze und weniger Kontrolleure dieser zahllosen Vorschriften. J. Steglitz Wirtschaftsexperte und Nobelpreisträger 2001, hat Recht, wenn er in seinem Buch „Der Preis der Ungleichheit“ schreib: „Der Preis der Ungleichheit ist unter diesen Gegebenheiten bald nicht mehr zu bezahlen. Die Spaltung der Gesellschaft bedroht unsere Zukunft“.

An die Lüdenscheider Nachrichten, Leserbrief zu Ihrem Artikel „Tag der Wut“ vom 19. März 2015