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- Kategorie: Leserbriefe Leserbriefe
Und die ganze Welt schaut zu, geschockt, erstarrt, ich auch, wie ein angeblich demokratisch gewählter Staatschef sich anschickt, Diktator zu werden. Wir schauen zu, wie in wenigen Tagen 13.000 Verdächtige festgenommen werden, davon sitzen 6.000 in Untersuchungshaft, mehr als 45.000 Staatsbedienstete wurden schon suspendiert, darunter Rechtsanwälte, Richter, Polizisten, ranghohe Offiziere und Soldaten der Armee. 21.000 Lehrern an Privatschulen wurde die Lizenz entzogen. Für viele Angestellte wurde ein Ausreiseverbot erteilt. Wissenschaftler im Ausland, auch in Deutschland wurden aufgefordert, in die Türkei zurückzukehren.
Man will die Menschrechtskonvention vorübergehend aussetzen. Amnesty International hat glaubwürdige Hinweise auf Misshandlungen und Folter. Nun ordnet die Türkei auch noch die Festnahme von 42 Journalisten an. Da stellt sich die Frage: Was muss noch passieren, dass unsere Politiker in Deutschland, in Europa, in USA, ja in den demokratischen Ländern weltweit aus dem starren Schock erwachen und entsprechend reagieren?
Und wir müssen schnell reagieren, sonst werden wir allein durch einen Menschen vor vollendete Tatsachen gestellt. Es bieten sich geradezu an: Totaler Stopp der Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union und der freien Visa für Türken. Verweigerung der Auslieferung aller türkischer Wissenschaftler und Türken, die aus Angst und Sorge um ihr Leben dem Rückruf in die Türkei nicht folgen wollen. Auch die Nato Zugehörigkeit sollte auf den Prüfstand gesetzt werden.
Ein Diktator Staat passt eigentlich nicht in die Nato. Er birgt in einem Krieg ein großes unberechenbares Risiko-, ja sogar Gefahrenpotential in sich. Kurz die diplomatischen Drähte müssen heiß laufen. Eine anstehende Sommerpause aller verantwortlichen Institutionen darf es daher nicht geben. Und wir einfachen Bürger. Auch wir können etwas tun. Wir können beten und unseren Politikern den Rücken stärken.
An die Lüdenscheider Nachrichten, Leserbrief zu der dpa Meldung „Türkei ordnet Festnahme von 42 Journalisten an“ vom 26. Juli 2016