Wenn ich als ehemaliger medizinischer Leiter eines afrikanischen Buschkrankenhauses diese Zeilen lese: „Zu wenig Hebammen, Kliniken stoppen Aufnahme“ muss ich mit dem Kopf schütteln.

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Das in Deutschland, in diesem so reichen und so schönen Land, meinem Heimatland. Wir sollten uns alle schämen. In Afrika hatte ich, wenn ich Vertretung in dem 170 km entfernten Hauptkrankenhaus Dienst machen musste, an einem Wochenende bis zu 15 Geburten. Das wurde von meinen afrikanischen Krankenschwestern, die gleichzeitig alle als Hebamme ausgebildet waren gemeistert. Keine Schwangere wurde jemals abgelehnt, obwohl Kaiserschnitte und Uterusrupturen wegen extrauteriner Schwangerschaft (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter) keine Seltenheit waren. Man kam eben erst recht spät ins Krankenhaus, wenn alle Bemühungen der Hausgeburt vergebens waren.

Was will ich sagen, und dass stimmt mich nachdenklich: Ein Volk, dass eine Geburtenrate von ca. 1,35 2016 (genaue Zahlen liegen noch nicht vor) und nicht einmal genügend Hebammen hat, um diese Schwangeren bestens zu versorgen aus welchen Gründen auch immer, zeigt deutliche Anzeichen einer Degeneration, ist letztlich zum Aussterben verdammt, zumal leider das moralische und ethische Niveau in allen Bereichen des Lebens n gleicher Weise zurückzugehen scheint.

Schlimmer noch: Flüchtlinge, die wegen Armut ihre Heimatländer verlassen müssen, werden von uns abgewiesen. Das ist ein Skandal, der zum Himmel schreit. Diese Länder haben trotz Armut eine Geburtenrate von drei und vier Kindern. Wann werden unsere Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen ihrer Aufgabe und Verantwortung endlich gerecht?

An die Lüdenscheider Nachrichten, Leserbrief zu Ihrem Artikel vom 11. November 2017 „Personalmangel im Kreissaal“, vom 03. Dezember 2017